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„Als meine Eltern im Westen blieben, habe ich gejubelt“

Zeitzeugengespräch am PJG

Auf Einladung der Geschichtslehrerin Katharina Barnett war die Zeitzeugin Heidrun Borsbach nach Bad Neuenahr gekommen und erzählte Schülerinnen und Schülern der Oberstufe aus ihrem bewegten Leben. Ergreifend berichtete die heute 80jährige von ihrer Kindheit im Nachkriegsdeutschland in Thüringen. Im August 1961, kurz vor dem Mauerbau, gelang es ihr, als 17-jährige in den Westen zu fliehen. Ihre Eltern, die mit der jüngeren Schwester einige Monate zuvor eine Familienfeier in Braunschweig besuchten, waren nicht mehr in die DDR zurückgekommen. Heidrun hatte keine Reiseerlaubnis erhalten, sie sollte als Faustpfand da bleiben. Doch die Rechnung der Staatsführung ging nicht auf. Die Eltern blieben in der BRD. Als Heidrun die Nachricht erhielt, verzweifelte sie nicht, sondern jubelte. Das enge Korsett des Staates hatte sie unlängst kennengelernt, denn zur Oberschule war sie trotz guter Noten nicht zugelassen worden. Die Familie war nicht in der Partei und stand dem Regime eher kritisch gegenüber. „Anfang August lag etwas in der Luft, das bekamen wir durch das Westfernsehen mit “, erzählte Heidrun Borsbach und so entschloss sie sich, ebenfalls die DDR zu verlassen. Nach ihrer geglückten Flucht machte sie im hessischen Bensheim dann ihr Abitur nach und studierte auf Lehramt. Sie sei immer ein Freigeist gewesen, wissbegierig und lernhungrig.

Im Anschluss an ihre Erzählungen stellten die interessierten Schülerinnen und Schüler viele Fragen, die geduldig und charmant beantwortet wurden. Die gelungene Veranstaltung ermöglichte einen ganz besonderen Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte.